So manches, was vom Umgang der Stadt Arnstadt mit Johann-Sebastian Bach vor 300 Jahren überliefert ist, erscheint uns heute respektlos. Behandeln wir unseren Bach heute besser? Auszug einer Diskussion mit Prof. Bernd Göbel, dem Schöpfer des jungen Bach auf dem Markt.
Im Rahmen der ersten Bach:Weihnacht fand am 29.11.2009 in der Bibliothek eine Podiumsdiskussion mit Prof. Bernd Göbel statt, zu der gut 30 Arnstädter zusammenfanden, darunter Vertreter des Stadtrats, des Stadtmarketings und der Vereine. Neben den künstlerischen und organisatorischen Aspekten der Entstehung des Arnstädter Bachs standen auch zwei andere Themen im Fokus der Diskussion.
Bismarckbrunnen auf dem Markt?
Eines war die geplante Wiederaufstellung des Bismarckbrunnens, wobei Einigkeit herrschte darüber, daß der angedachte Stellplatz am Westende des Marktes in Konflikt zum Bachdenkmal stehen würde. Prof. Göbel erläuterte, daß seine Figur nicht im luftleeren Raum steht, sondern seine Wirkung und Blickachsen letztlich den gesamten Platz mit einbezieht. Deshalb sei seiner Meinung nach die Aufstellung eines zweiten, noch dazu so großen und dominanten Denkmals wie des Bismarckbrunnens in der geplanten relativen Nähe zum Bachdenkmal nicht möglich.
Dienstagsmarkt ohne Ordnung
Ein weiteres Thema war die Nutzung des Marktes durch den Arnstädter Wochenmarkt und der Umgang durch die Händler mit dem Bachdenkmal. Die Tatsache, daß der Bach einmal in der Woche von Fahrzeugen und bisweilen auch von Müll umgeben ist, wurde von allen Diskussionsbeiträgen als unhaltbarer Zustand betrachtet. Prof. Göbel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß viele Städte sich für ihre zentralen Plätze eine Nutzungs- und Gestaltungssatzung gegeben hätten, in welcher solche Fragen eindeutig geregelt seinen.
(siehe hierzu auch: Marktsanierung)
Mit freundlicher Erlaubnis der Autorin veröffentlichen wir einen Leserbrief zum gleichen Thema:
Bach braucht Raumwirkung
Leserbrief von Gudrun Köhler an die TA vom 05.12.2009
Durch die Diskussion mit Professor Göbel am 1. Advent in der Bibliothek ist klar, dass unser Arnstädter Bach bewußt seinen Platz auf dem Markt bekommen hat, weil diese Wahl für das Denkmal bei der Raumsituation und der Raumwirkung optimal ist. An der lebhaften Diskussion zum vermüllten Bach an Markttagen und dem veränderten optischen Eindruck, wenn der massive Bismarckbrunnen auf den Markt käme, merkte man, dass das Problem der Marktgestaltung nicht nur die Linden betrifft. Vielleicht sollte man, wie in der Diskussion angesprochen, Bach seine Raumwirkung lassen, einschließlich des Respektabstandes, welcher Touristen noch ein Foto ermöglicht. Der Brunnen erführe zum Beispiel auf dem Straßburgkreisel mehr Wirkung und optimale Sichtachsen. Die Stadträte sind gut beraten, wenn Sie sich zu einem Gesamtkonzept entscheiden und sich dabei ganz unemotional von Fachleuten beraten lassen.
(siehe hierzu auch: Marktsanierung)
[…] möchte ihn trotzdem nicht auf dem Markt haben, weil er diesen Platz dominieren würde – auf Kosten des Bach-Denkmals, das jetzt dort einen inhaltlichen Mittelpunkt […]