Robert Schneider liest aus seinem Roman „Die Offenbarung“

Robert Schneider: Die Offenbarung

Robert Schneider: Die Offenbarung

21. März 2010, 17 Uhr Theater im Schlossgarten

Roberts Schneiders Debütroman „Schlafes Bruder“ war ein Welterfolg, wurde in 24 Sprachen übersetzt, 1995 von Joseph Vilsmaier verfilmt und 1996 für den Golden Globe nominiert. Johann Sebastian Bachs Musik, seine Kantaten, sein Orgelwerk spielen in diesem Buch eine nicht unbedeutende Rolle: Der Titel zitiert die Solokantate, BWV 56 „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“. Dort heißt es im abschließenden Choral, der sechsten Strophe:

Komm, o Tod, du Schlafes Bruder,
Komm und führe mich nur fort;
Löse meines Schiffleins Ruder,
Bringe mich an sichern Port!

Der Protagonist Johannes Elias Alder entpuppt sich mit fünf Jahren als musikalisches Genie und wächst zu einem begnadeten Organisten heran. Sein Leben jedoch verbringt er als Außenseiter. Aus unerwiderter Liebe beschließt er so lange wach zu bleiben, bis der Tod ihn fortführt.

Robert Schneider wurde 1961 in Vorarlberg geboren und studierte Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien. Danach arbeitete er als Organist. So bleibt er seinen Interessen treu, wenn er mit seinem Roman „Die Offenbarung“ von 2007 erneut eine musikbesessene Figur in den Mittelpunkt des Geschehens stellt und gleichzeitig einen Bach-Roman vorlegt. Jakob Kemper ist jedoch kein Genie wie Elias Alder, sondern ein gescheiterter und gekränkter Musikforscher. Ein sensationeller Fund am Weihnachtsabend 1992 in der Naumburger Wenzelskirche – im Balghaus der Orgel – verändert sein Leben jedoch grundlegend: Mappe mit dunkelblauem Pappeinband enthält unbekannte Noten Bachs, das Oratorium „Die Apokalypse des Johannes” von 1646. Tatsächlich inspizierte Bach in diesem Jahr mit dem Orgelbauer Gottfried Silbermann fünf Tage in Naumburg diese Orgel. Soweit legen die historischen Fakten eine Spur, die Schneider raffiniert aufnimmt.

Der Schriftsteller hatte nach „Schlafes Bruder“ Schwierigkeiten, an dessen Erfolg anzuknüpfen. Die folgenden Romane mißfielen in Handlung, Personal und Sprache der Literaturkritik. Manch einer zichtigte ihn des Kitsches. Doch mit dem Roman „Die Offenbarung“ wendet sich das Blatt. Peter-Urban Halle rezensiert in Deutschlandradio Kultur: „Im Unterschied zu seinen letzten Büchern ist die Handlung stringent durchgeführt, die Beziehungen sind klar, die Sprache ist disziplinierter und hat deutlich weniger Manierismen oder Stilblüten. Und vor allem: Hinzu kommen ein entwaffnender Humor, eine bissige Ironie, eine hinreißend witzige Dialogführung, die manchmal bestes Kabarett ist, und ein verblüffender Sinn für Situationskomik; in seiner Ungeschicklichkeit gegenüber den Menschen, besonders den Frauen, kommt Kemper teilweise an Woody Allen heran.“ Und Alexander Kissler notiert in der Süddeutschen Zeitung: „Fünfzehn Jahre nach „Schlafes Bruder“ setzt Schneider seine erzählerischen Mittel ähnlich kongenial ein, überwuchert die Rhetorik nicht länger die Fabel. Und anders als im alpenländischen Außenseiterdrama stellt er dem Pathos sogar ein belebendes Gegengift zur Seite: den Humor.“

Im Rahmen des Bach-Festivals Arnstadt ergibt sich am 21. März 2010 um 17 Uhr im Theater im Schlossgarten die Gelegenheit Schneider live bei einer Lesung aus seinem im Aufbau-Verlag erschienenen Roman „Die Offenbarung“ zu erleben.

Ein Interview mit Robert Schneider über seinen Roman „Die Offenbarung“ finden Sie hier.

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